Mahnwache für Opfer von Häuslicher Gewalt

Zu einer Mahnwache mit einer Gedenkminute rufen Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Stade für die in der letzten Woche ermordeten Frau in Horneburg auf.

Wieder hat es im Landkreis Stade einen gewaltsamen Tod einer Frau durch ihren Partner gegeben. Nachdem 2019 drei Frauen Opfer von Häuslicher Gewalt wurden, kam es in der vergangenen Woche in Horneburg zu einem weiteren Femizid, also der Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts.

Aus diesem Grunde findet am Donnerstag, 21.09.2023 um 18 Uhr auf dem Platz am Burgmannshof (Parkplatz Wochenmarkt, Burggraben/Ecke Isern-Hinnerk-Weg) eine Mahnwache für die verstorbene Frau statt.

Mit der Kampagne „Donnerstags in Schwarz“ rufen die Gleichstellungsbeauftragten gleichzeitig erneut auf, sich mit den Opfern zu solidarisieren, indem sie immer donnerstags ein schwarzes T-Shirt oder einen entsprechenden Button tragen. Buttons und T-Shirts sind erhältlich bei den Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Stade, der Hansestadt Buxtehude oder den Samtgemeinden Harsefeld, Oldendorf-Himmelpforten oder Horneburg.

18.09.2023

„Häusliche Gewalt?! …läuft nicht!“

Netzwerk Häusliche Gewalt beim Lauf- und Musikfestival in Harsefeld dabei
Ziel erreicht – im doppelten Sinne: 23 Läuferinnen und Läufer haben beim diesjährigen Lauf- und Musikfestival am vergangenen Samstag (24. Juni) in Harsefeld erfolgreich teilgenommen. Damit sorgten sie dank der bedruckten T-Shirts für mehr Sichtbarkeit des Netzwerkes – ebenso wie ihre Unterstützerinnen und Unterstützer, die an der Laufstrecke lautstark anfeuerten, wie etwa Aktive vom Stader Frauenhaus.

Häusliche Gewalt hingegen findet meistens im Verborgenen statt und ist zugleich ein gesellschaftliches Tabuthema. Obwohl körperliche und psychische Angriffe in der Partnerschaft tagtäglich stattfinden. Das wollen die Netzwerkmitglieder ändern. „Häusliche Gewalt?! …läuft nicht!“ lautete denn auch der Slogan auf den T-Shirts. Unterstützt wurde das Netzwerk bei der Aktion vom Modehaus Mohr in Dollern, es hat sich zu einem großen Teil an den Kosten der T-Shirts für die Läuferinnen und Läufer beteiligt.

Denn: Gewalt in der Partnerschaft ist nicht hinnehmbar. Daher gibt es seit mehr als 20 Jahren das Netzwerk. Darin engagieren sich unterschiedliche Einrichtungen und Institutionen aus der Region. Dazu gehören die AWO-Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS), das Stader Frauenhaus, das Opferhilfebüro, die Polizei, die Jugendämter und die Justiz, die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Stade sowie viele weitere Akteure. Die Mitglieder setzen sich für Betroffene ein, leisten Präventions- und Aufklärungsarbeit und vernetzen Institutionen und Beratungsstellen.

Wie unerlässlich das ist, zeigen erschreckende Zahlen: Bundesweit erleben pro Stunde 13 Frauen Gewalt in der Partnerschaft, so eine Studie des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Alle drei Tage wird eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. All das unabhängig vom Bildungsstand, dem Alter oder der sozialen Schicht. Eben deswegen ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema und die Sichtbarkeit des Netzwerkes so wichtig.


Für mehr Sichtbarkeit starteten 23 Mitglieder vom Netzwerk gegen Häusliche Gewalt beim diesjährigen Lauf- und Musikfestival in Harsefeld. Foto Landkreis Stade


„Häusliche Gewalt?! …läuft nicht!“

116016 / Kostenloses Hilfetelefon mit neuer Nummer

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hat eine neue Rufnummer

Bisher war in Deutschland das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Rufnummer 08000 116 016 erreichbar. Diese Nummer bleibt noch für mindestens ein Jahr parallel bestehen.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Telefonisch und via Online-Beratung unterstützt das Hilfetelefon Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Einschränkungen – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte können sich anonym und kostenfrei an das Hilfetelefon wenden.

Rückenwind – Gruppenangebot für Kinder

Neues Angebot: Wenn Kinder Gewalt zwischen Eltern miterleben

Gewalt in der Partnerschaft betrifft nicht nur Frauen und Männer. Wenn Kinder dies miterleben, sind auch sie Opfer. Um die betroffenen Mädchen und Jungen zu unterstützen, gibt es jetzt das neue Gruppenangebot „Rückenwind“. Dafür kooperieren das Stader Frauenhaus des Landkreises Stade sowie die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Diakonieverbandes.

Kinder empfinden Angst und Hilflosigkeit, wenn sie Gewalt zwischen den Eltern miterleben, so Hanne Rathjens, Leitung des Frauenhauses: „Mitunter fühlen sie sich auch schuldig, weil sie dem bedrohten, gedemütigten oder angegriffenen Elternteil nicht helfen können.“ Das ist für Kinder immer schädigend. Daher ist das neue Gruppenangebot so wichtig – es gibt qualifizierte Unterstützung.

„Die Gruppe bietet Entlastung, die Stärkung des Selbstbewusstseins und das Erleben von positiven Rollenmodellen“, erläutert Hanne Rathjens. Außerdem lernen die Kinder Methoden, mit den eigenen Gefühlen umzugehen sowie konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten.

„Rückenwind“ richtet sich an Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren, die in der Stader Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (Thuner Str. 17) zusammenkommen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Ein Treffen mit sechs bis acht Kindern dauert etwa 90 Minuten. Die Leitung übernehmen der Sozialpädagoge Hauke Heinsohn und die Erzieherin Melanie Arp. Eine Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Gewalt beendet sein muss.

Bei den Treffen werden unter anderem die Themen Freundschaft und Vertrauen, Grenzen spüren und setzen sowie die Entwicklung von Schutzstrategien behandelt. Sie werden spielerisch und mit kreativen Methoden bearbeitet. „Wir wollen so den Kindern – getreu des Angebotsnamens – Rückenwind geben“, sagt Hanne Rathjens und ergänzt: „Sowohl die Inhalte der Treffen als auch Gespräche mit den Eltern werden streng vertraulich behandelt.“

Eine Anmeldung ist beim Stader Frauenhaus unter der Telefonnummer 04141/ 44123 und per E-Mail frauenhaus@landkreis-stade.de sowie bei der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche unter der Rufnummer 04141/ 52140 und per E-Mail erziehungsberatung-stade@evlka.de möglich.